Andrea Schoenborn

Notes on the series of works by Andrea Schoenborn: Metamorphosis.

John Ruskin, in Stones of Venice (1851), stated:
“The arrangement of colours and lines is analogous to the composition of music and entirely independent of the representation of facts.”

James A M Whistler wrote, in The Gentle Art of Making Enemies, (1878):
“As music is the poetry of sound, so is painting the poetry of sight, and subject matter has nothing to do with harmony of sound or of colour.”*

Wikipedia:
Personification is an anthropomorphic metaphor in which a thing or abstraction is represented as a person.


Andrea Schoenborn, in her introduction to Metamorphosis and in her artist statement, gives us an insight into how her creative drives form her practice. I encourage you to read it.

The metamorphosis of inanimate material to life is driven by Andrea’s will to connect. A hand holding a stick of graphite making marks on a sheet of paper is as close as the artist can get to transmitting cognitive sensual feelings – to connect skin to skin. The simple means of Andrea’s works belie their complexity, which is as much a result of what is not as what is. In the powerful, unequivocal presence of the work, a kaleidoscope of what has been eliminated by the maker is simultaneously experienced by the viewers, leaving them with a sensation of being in the presence of an other. Indeed the material, the body, has been metamorphosed into an essence, a personification; the invisible is made visible, tangible!
The selection of materials and the processes she describes have evolved through a journey of continuous experimentation to reveal her truth, to connect - uncluttered by conceptual aesthetics. She finds validation in her practice in the authenticity of her feelings, mirrored in the moment by moment applications of her touch.
A Gestalt interpretation comes to mind when viewing and thinking about Andrea’s works: here the interplay, the appearance of parts, is determined by wholes; what is being communicated in her works is a wholeness of being! In this respect the material used becomes irrelevant, superseded by a sensation.

It is not possible to categorise these works conventionally - they are not paintings or sculptures or drawings, although they are drawn. Neither can they be identified as figurative or abstract; or categorised with the field paintings of the abstract expressionists or the geometry of the constructivist. Can they be identified with non-objective concrete art? The purest non-objective work is a monochrome: Andrea’s works are not purist either in spirit or fact. Her works are monotone; there is no colour vibration or an associated sentiment to distract the viewer from the sensation of the meeting.

Andrea’s works can only be realised in meeting them in real time and space; they do not describe space they occupy it. The personification is enhanced by the undulating surface of the piece with its mounds and craters, hanging freely in space, reflecting the changing light of day and with the changing viewpoint and movement of the observer: here colour is experienced mirrored in its reflective surface; it is not a fixed entity, it is as if it breathes. Malevich‘s Black Square comes to mind, an uncompromising soul of darkness but it is not the soul we meet in Metamorphosis.
Who is it?
What do you feel?
Only you can answer.


Sotirakis Charalambou

*I deliberately chose the thoughts of two 19th century artists to emphasise that contemporary definitions of art are analogous to art, figurative or otherwise, dating back to and before the Renaissance. Today’s hands-off conceptual artists no doubt have a place in that they reflect and compound the distancing mechanisms of alienation. A consciousness like Andrea’s can only be realised through hands-on creative practice.

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Anmerkungen zu Andrea Schoenborns Werkserie Metamorphosis

In Die Steine von Venedig (1851) konstatiert John Ruskin:
„Das Arrangement von Farben und Linien gleicht der Komposition von Musik und geschieht vollkommen unabhängig von der Darstellung von Fakten.“

James A M Whistler schreibt in Die artige Kunst sich Feinde zu machen (1878):
„So wie Musik die Poesie des Klangs, ist Malerei die Poesie des Sehens und das Sujet hat nichts mit der Harmonie des Klangs oder der Farbe zu tun.“*

Wikipedia:
Personifikation ist eine anthropomorphe Metapher, durch die ein Gegenstand oder ein Abstraktum als Person dargestellt wird.

Andrea Schoenborn gibt uns in ihrer Einführung zu Metamorphosis und in ihrem künstlerischen Statement Einblick, auf welche Weise ihr Gestaltungswille ihre künstlerische Praxis prägt. Ich empfehle Ihnen die Lektüre!

Die Metamorphose von unbelebtem Material zu etwas Lebendigem wird durch Andreas Bestreben, sich zu verbinden angetrieben. Eine Hand, die mit einem Graphitstift Markierungen auf einem Blatt Papier hinterlässt - näher kann die Künstlerin der Übertragung von kognitiv erfahrbaren, sinnlichen Gefühlen, der Verbindung von Haut zu Haut kaum kommen. Die einfachen künstlerischen Mittel ihrer Werke täuschen über deren Komplexität hinweg, die ebenso ein Ergebnis dessen ist, was nicht ist, als auch dessen, was ist. Durch die kraftvolle, unmissverständliche Präsenz der Werke wird für den Betrachter ein Kaleidoskop dessen, was ihre Schöpferin eliminiert hat, erlebbar und gibt ihm das Gefühl, einem „Anderen“ beizuwohnen. Tatsächlich wurde das Material, der Körper in eine Essenz, eine Personifikation umgewandelt; das Unsichtbare wird sichtbar, berührbar!
Die Wahl der Materialien und die von Andrea beschriebenen Prozesse bilden sich auf dem Wege kontinuierlichen Experimentierens heraus, das eine Herausarbeitung der Wahrheit, eine Verbindung zum Ziel hat und sich dem Einfluss konzeptueller Ästhetik entzieht. Ihre künstlerische Praxis bezieht ihre Wertigkeit durch die Authentizität ihrer Gefühle, die sich in den Berührungen, mit denen sie Farbauftrag um Farbauftrag ausführt, widerspiegeln.
Die Betrachtung und Durchdringung von Andreas Arbeiten legt eine Interpretation gemäß der Gestalttheorie nahe: hier wird das Zusammenspiel, das Erscheinen der Teile, durch Ganzheiten bestimmt; ihre Werke kommunizieren das Ganzheitliche des Seins! Daher verliert das verwendete Material an Bedeutung und wird durch einen Sinneseindruck überlagert.

Diese Arbeiten kann man kaum auf konventionelle Weise kategorisieren – sie sind weder Gemälde noch Skulpturen noch Zeichnungen, obwohl sie gezeichnet sind. Auch kann man sie weder figurativ noch abstrakt nennen; sie lassen sich weder der Farbfeldmalerei der Abstrakten Expressionisten noch der Geometrie der Konstruktivisten zuordnen. Kann man sie als ungegenständliche konkrete Kunst bezeichnen? Das puristischste ungegenständliche Werk ist das Monochrom: Andreas Arbeiten sind weder im Geiste noch faktisch puristisch. Ihre Arbeiten sind monoton; es gibt keine Farbvibration oder eine damit verknüpfte Empfindung, die den Betrachter von der Wahrnehmung der Begegnung ablenken könnten.

Andreas Arbeiten lassen sich nur in Echtzeit und im realen Raum begreifen; sie beschreiben den Raum nicht, sie besetzen ihn. Die Personifikation wird unterstrichen durch die von Erhebungen und Kratern bewegte Oberfläche des Werks. Es hängt frei im Raum und reflektiert das wechselnde Tageslicht und den durch die Bewegung des Betrachters sich stets wandelnden Blickpunkt: hier wird Farbe durch die Spiegelung auf der reflektierenden Oberfläche erfahrbar; die Arbeit ist kein festgelegtes Ganzes, sondern wirkt als atme sie. Das lässt an Malewitschs Schwarzes Quadrat denken, eine kompromisslose Seele der Finsternis – einer solchen Seele begegnen wir jedoch in Metamorphosis nicht.
Wem begegnen wir?
Was fühlst du?
Nur du kannst die Antwort finden.

Sotirakis Charalambou

*Ich habe mich ganz bewusst auf die Gedanken zweier Künstler des 19ten Jahrhunderts bezogen, um klar zu machen, dass zeitgenössische Definitionen der Kunst einer - figurativen oder anders gearteten – Kunst entsprechen, die sich bis auf die Renaissance und die Zeit davor zurückdatieren lässt. Die gegenwärtigen interventionslos agierenden Konzeptkünstler haben gewiss dahingehend eine Berechtigung, dass sie Distanz schaffende Entfremdungsmechanismen reflektieren und zusammenfassen. Ein Bewusstsein wie Andreas kann sich jedoch nur durch eine mit den Händen ausgeführte künstlerische Praxis ausdrücken.

Übersetzt von Stephanie Rupp